Dortmund. 7 Olympiatickets haben sich die deutschen Ringer auf die Fahnen geschrieben, auch DRB-Präsident Manfred Werner hat dieses hohe Ziel vor den anstehenden Weltmeisterschaften noch einmal unterstrichen. Den ersten großen Schritt nach London 2012 können die Ringer und Ringerinnen der deutschen Auswahlteams im griechisch-römischen Ringkampf, im Freistil, aber auch bei den Frauen in der kommenden Woche machen, wenn es bei den Welttitelkämpfen in Istanbul (Türkei) nicht nur um Medaillen, sondern auch um Olympiatickets geht.
Waren es 2007 noch die WM-Ränge 1 bis 7 die eine Fahrkarte für Peking 2008 ergatterten, so müssen in Istanbul die deutschen Ringer zumindest das sogenannte 'kleine Finale' erreichen und einen Startplatz für London 2012 zu erhalten.
„Schon an den Meldungen ist abzulesen, das es eine harte Weltmeisterschaft wird, in einigen Gewichtsklassen meldeten über 50 Nationen ihre Ringer zu den Titelkämpfen in Istanbul an“, so der Bundestrainer Maik Bullmann, der sich für die Griechisch-Römisch-Spezialisten verantwortlich zeigt, die ab Montagnachmittag als erste auf die Matten müssen.
Mirko Englich gewann bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Silbermedaille, doch auch auf den breiten Schultern von Nico Schmidt (120 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) lasten große Erwartungen. Schmidt glänzte zuletzt mit guten Leistungen bei internationalen Testwettkämpfen, holte 2009 bei den Europameisterschaften in Vilnius (Litauen) eine Bronzemedaille. Doch auch die beiden Köllerbacher Konstantin Schneider (74 kg) und Jan Fischer (84 kg) sind erfahren genug, um mit den besten Ringern mitkämpfen zu können. Die beiden Youngster im Greco-Team, Erik Weiß (60 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) und Frank Stäbler (66 kg/TSV Musberg) wollen ihre Außenseiterchance nutzen.
Bei den Frauen ist es die Ehefrau von Mirko Englich, die gute Chancen hat, weit nach vorn zu kommen. Yvonne Englich (63 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.) hat ihr Come-Back beschlossen, als Mirko Englich mit der Silbermedaille um den Hals auf dem Siegerpodium in Peking stand. Seither trainiert die ergeizige Miutter zweier Kinder auf diesen Punkt hin, auf die Olympia-Qualifikation für London 2012. „... und wenn ich einmal in London dabei bin, dann will ich auch eine Medaille“, geht es in diesem Falle für die Wahlfarnkfurterin erst richtig los. Auch bei den Frauen, die seit 2004 mit vier von sieben Gewichtsklassen im olympischen Programm präsent sind, werden über 40 Starterinnen zum Kampf um die begehrten Olympiastartplätze erwartet. Aline Focken (KSV Krefeld), die bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Bukarest (ROU) vor einem Monat die Silbermedaille erkämpfte, besetzt das nichtolympische Limit bis 67 kg.
Als Letzte gehen am 16, 17. und 18. September die Freistilringer in Istanbul auf die Matten. Schwergewichtler Nick Matuhin (120 kg/1. Luckenwalder SC), 5. der EM 2011 in Dortmund sprüht vor Ergeiz; „... ich will in London dabei sein, darauf hab ich hart hingearbeitet“, so der Hüne aus der Flämingstadt.
Nach fast einjähriger Verletzung arbeitete sich Matuhin wieder an die internationale Spitze heran. In Istanbul würde ein fünfter Platz das Ticket nach London 2012 bedeuten. Auch Davyd Bichinashvili (84 kg/ASV Mainz 88) will es noch einmal wissen, die nationale Konkurrenz beherrscht der Routinier noch klar.
“Eine gute Auslosung reicht in Istanbul nicht, da muss einfach alles passen, um am Ende unter den besten fünf zu landen-, oder gar auf dem Podium zu stehen“, bekam Greco-Trainer Maik Bullmann schon beim hochdotierten Pytlashinski-Turnier in Polen Ende Juli einen Eindruck von dem, was seinem Team in Istanbul bevor steht, denn die stärksten osteuropäischen Verbände nutzten den Grand Prix in Racibor, um sich auf ihre Auswahlteams festzulegen. „Unsere Athleten haben in einigen Gewichtskalssen gut mitgerungen, wobei die Weltspitze zuletzt immer breiter wurde, immer mehr Nationen gute Ringer auf die Matte schicken“, weiß Bullmann, dass die Zeiten für ein Abo auf einen Podiumsplatz selbst für die russischen Ringer längst vorbei sind. „Jede Medalle in Istanbul wäre für uns eine Goldene“, so der Ex-Weltmeister und Olympiasieger von 1992 Maik Bullmann.
Die letzte WM-Medaille gewann übrigens Stefanie Groß (AC Ückerath) 2007 in Baku (Aserbaidschan) - in einer nichtolympischen Gewichtsklassen. 2009 in Herning (Dänemark) und 2010 in Moskau (Russland) gingen die deutschen Ringer gänzlich leer aus. "In Istanbul soll der der Trend möglichst durchbrochen werden, wir wollen mit insgesamt 7 Athleten in London auf die Matte gehen", legt DRB-Präsident Manfred Werner die Elle hoch.
Team Freistil
55 kg Marcel Ewald (SV Germania Weingarten),
60 kg Tim Schleicher (SV Johannis Nürnberg),
66 kg Saba Bolaghi (RWG Mömbris-Königshofen),
74 kg Andriy Shyyka (KSV Köllerbach),
84 kg Davyd Bichinashvili (ASV Mainz 88),
96 kg William Harth (TKSV Bonn-Duisdorf),
120 kg Nick Matuhin (1. Luckenwalder SC).
Team Frauen
48 kg Jaqueline Schellin (TV Mühlacker),
51 kg Alexandra Engelhardt (KSG Ludwigshafen),
55 kg Nicole Hauptmann (KFC Leipzig),
59 kg unbesetzt
63 kg Yvonne Englich (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.),
67 kg: Aline Focken (KSV Krefeld),
72 kg Lisa Hug (KSK Neuss).
Team Griechisch-römischer Stil
55 kg unbesetzt
60 kg Erik Weiß (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.),
66 kg Frank Stäbler (TSV Musberg),
74 kg Konstantin Schneider (KSV Köllerbach),
84 kg Jan Fischer (KSV Köllerbach),
96 kg Mirko Englich (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.),
120 kg Nico Schmidt (RSV Hansa 90 Frankfurt/O.).
Zeitplan Weltmeisterschaft in Istanbul
Mo., 12.09. GR (55 kg, 66 kg, 96 kg) 13:30 – 18:30 Uhr Qual./HR, ab 19:30 Uhr Finale
Di., 13.09. GR ( 60 kg, 84 kg, 120 kg) 14 – 19 Uhr Qual./HR ab 19:30 Uhr Finale
Mi., 14.09. GR (74 kg) Frauen (48 kg, 51 kg) 14 – 19 Uhr Qual./HR ab 19:30 Uhr Finale
Do., 15.09. Frauen (55 kg, 59 kg, 63 kg) 14 – 19 Uhr Qual./HR ab 19:30 Uhr Finale
Fr., 16.09. Frauen (67 kg, 72 kg), FR (55 kg) 14 – 19 Uhr Qual./HR ab 19:30 Uhr Finale
Sa., 17.09. FR (60 kg, 84 kg, 96 kg) 14 – 19 Uhr Qual./HR ab 19:30 Uhr Finale
So., 18.09. FR (66 kg, 74 kg, 120 kg) 14 – 19 Uhr Qual./HR ab 19:30 Uhr Finale
Qualifikationskriterien für die Olympischen Spiele 2012 in London im Ringen
Zu den Olympischen Spielen 2004 wurde von der FILA und dem IOC erstmalig die Anzahl der Teilnehmer bei den olympischen Wettbewerben im Ringen begrenzt und eine Quotenregelung eingeführt. In London sind bei den 14 Männerwettbewerben in jeder Gewichtsklasse nur noch 20 und bei den vier Frauenwettbewerben in jeder Gewichtsklasse nur 18 Starter zugelassen. Die Startplätze werden bei den Weltmeisterschaften 2011 und bei drei Qualifikationsturnieren im olympischen Jahr vergeben (vier auf kontinentaler und zwei auf weltweiter Ebene).
Je Gewichtsklasse kann eine Nation nur einen Quotenplatz erringen. Nationen, die in einer Gewichtsklasse einen Quotenplatz erkämpfen konnten, dürfen keinen Teilnehmer mehr zu dem nächsten Qualifikationsturnier in dieser Gewichtsklasse entsenden. Das Startrecht erhält jeweils die Nation und nicht der Sportler. Der Qualifikationsmodus erstreckt sich über vier Wettkämpfe und beginnt im September 2011 mit den Weltmeisterschaften in Istanbul/TUR, endet im Mai 2012 bei dem letzten Qualifikationsturnier (weltweit) in Helsinki /FIN. Im Vergleich zu den letzten Olympischen Spielen in Peking 2008 wurden die Normen für die Vergabe eines Quotenplatzes bei den Weltmeisterschaften verschärft. Anstatt des 8.ten Platzes wird nunmehr ein 5.ter Platz gefordert (Erreichen des kleinen Finales).
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