Luckenwalde. Volle Halle, gute Stimmung aber immer ein Gefühl, dass eventuelle für die LSC – Ringer mit dem sicher geglaubten Einzug ins Finale um die deutsche Meisterschaft etwas schief gehen könnte. Was es aber war, das wurde bis zum Schlusspfiff der Veranstaltung nie so richtig deutlich. Es begann, wie es kommen sollte und musste. Bei der Aufstellung zunächst das Erfreulich: Serafim Barzakow stand im LSC – Team. Bei der Erwärmung haben die Gäste aus Weingarten schnell umgestellt. Marcel Ewald sollte im Freistil bis 66kg antreten, sein Zwillingsbruder Christoph war für die 60 kg im Freistil vorgesehen. Als man merkte, dass Barzakow antreten wird, hatte man sich im SVG – Lager eher eine kleine Chance von Vizeeuropameister Marcel Ewald gegen Vizeweltmeister Radoslaw Velikov ausgerechnet. Aber zunächst gingen die Leichtgewichte auf die Waage. Der Norweger Anders Rönningen nahm den EM – Dritten dieser Klasse Florin Gavrila wenigstens eine Runde ab. Mateusz Gucman hat mit dem zweifachen Europameister Arpad Ritter so seine Probleme. Diesmal gab er aber nur die erste Runde ab und verließ als 3:1 – Sieger die Matte.
Radoslaw Velikov braucht wohl seine Zeit, um in Fahrt zu kommen. Was er gegen Marcel Ewald in den ersten beiden Runden bot, reichte bei Weitem nicht aus. 1:0 und 0:1 das Fazit der ersten vier Minuten Kampfzeit. Dann aber ging es los. „Rudi“ fertigte Ewald mit 7:0 und 6:0 ab und holte noch einen 4:1-Überlegenheitserfolg. Was dann im klassischen Stil bis 96 kg auf der Matte ablief, erinnerte an den Kampf von Ivan Nemeth gegen den Schweden Jimmy Lidberg vom ASV Mainz. Marek Svec, der bis zum Samstag seinen Gegner immer mit 4:0 besiegte, führte mit 2:0 und war fix und fertig. Er machte für diesen Kampf 7 kg. Es war traurig dem LSC – Fan – Idol zu zuschauen. Rolf Linke hat das Ding gegen den haushohen Favoriten mit 3:2 umgebogen. Ismail Baygus ist am Ende der Saison völlig fertig. Gegen den Vizeeuropameister aus Rumänien Ionut Panait hatte er nicht die Spur einer Chance und ging mit 0:4 unter. Die Gäste führten zur Halbzeit mit 12:10 Punkten.
Bei Norman Pickut war eine konzentrierte Leistung gefordert, um gegen den ungarischen Meister Istvan Vereb bestehen zu können. Pickut gewann die erste Runde mit 4:1, verlor dann aber immer kurz vor Rundenende mit jeweils 0:1. Pickut hatte die größeren Reserven, erkämpfte sich beim 0:0 das Zugriffsrecht und gewann umjubelt noch mit 3:2. Dann gab Serafim Barzakow seinen Saisoneinstand nach Maß. Entwischte ihm Christoph Ewald noch in der ersten Runde, band ihn der Ex – Weltmeister in Runde Zwei zu einem Knäuel zusammen und zwang ihn aufs Kreuz. Der LSC führte mit 17:14. „Jetzt können sie die Finaltickets bestellen“ verkündete Moderator Dietmar Drogi dem Publikum. Im Kampf zwischen den ewigen Rivalen Mark O. Madsen und René Zimmermann lief nicht alles nach Wunsch der Luckenwalder. Am Ende reichte es nur für einen 1:0 – Sieg des Dänen, der eine kleine Fangemeinde aus der Heimat mitbrachte. Madsen gewann drei Runde durch den Vorteil bei der angeordneten Bodenlage. Es fehlte ihm eine technische Wertung mit Rundenerfolg.
Zunächst sah es im klassischen Stil bis 74 kg nach einer Sensation aus. Felix Menzel holte sich gegen den Rumänischen Vizejuniorenweltmeister Ionel Puscasu die erste Runde mit 5:2. Das Kampfgericht nahm drei Mal die Aufzeichnung zur Hilfe und gab Menzel drei Mal eine Verwarnung wegen unerlaubter Griffe. Menzel wurde disqualifiziert, Puscasu gewann mit 4:0. Vor dem letzten Kampf stand es 18:18. Die Freistiler bis 74 kg mussten über Sieg und Niederlage entscheiden. Krystian Brzozowski lieferte sich mit dem Rumänen Szabolcs einen Kampf auf sehr hohem Niveau. Der Pole holte die erste Runde mit 3:1 und die zweite Runde mit 4:1. 20 Sekunden vor dem Ende der dritten Runde führte er mit 1:0 und wollte seinen Gegner auspunkten. Szabolcs, der nun auch schon Vizeweltmeister war, nutzte eine Chance am Mattenrand, konterte eine Rolle von Brzozowski und wurde Schultersieger.
Der SV Germania Weingarten gewann den Kampf mit 22:18. „Da deutet sich Ungemach an“ verkündete Nachwuchstrainer Michael Kleinschmidt, als er die erfreuten Gesichter bei den verantwortlichen Germanen sah. Und siehe da, es gab Ungemach. Weingarten legte gegen den Ausgang des Hinkampfes Protest ein. Alexej Gloushkov sei bei Meisterschaften einer anderen Liga zum Einsatz gekommen. Sollte diesem Einspruch statt gegeben werden, dann hätte der LSC beim Sieg in Weingarten drei Punkte weniger, der SVG vier Punkte mehr. Luckenwaldes Sieg wäre dann zum 22:19 zusammengeschrumpft und Weingarten mit dem 22:18 – Erfolg in Luckenwalde im Finale.
Teamchef Jörn Schröter nahm über eine Dolmetscherin zweimal mit Gloushkov in Moskau, hier war es schon lange nach Mitternacht, Kontakt auf. Gloushkov schwor Stein auf Bein, dass sein letzter Kampf in einer Liga der Kampf gegen den Köllerbacher Konstantin Schneider im Finale der letzten Saison war. Er kämpfte nicht im Iran, wie behauptet und auch in keinem anderen Land. Weingarten will den Beweis vorlegen.
Stimmen im Hintergrund meinen aber auch, alles sei nur Theaterdonner, um den LSC vor dem Finale gegen Köllerbach schwach zu machen. Für die Fans ist nun bis zur Entscheidung viel Geduld gefragt. |