Berlin. Für viele Ringkampffans aus Luckenwalde und Umgebung ging die neue Saison endlich wieder los. Trainer Andreas Zabel konnte ein starkes Aufgebot auf die Matte der schönen und zweckmäßig eingerichteten Sporthalle Adlershof schicken. „Haste viele Deutsche in der Mannschaft, dann haste auch viele Zuschauer“ meinte ein mitgereister Fan. Das machte sich am Samstag auch bemerkbar. Der SV Luftfahrt freute sich über eine nie da gewesene Kulisse von etwa 400 Zuschauern, natürlich viele aus Luckenwalde angereist.
In der Vorankündigung stapelte der Gastgeber sicherlich etwas hoch, als er den LSC als den FC Bayern im Ringerosten vorstellte.
Nach dem Wiegen war schon klar, es gibt 10 Kämpfe und der Gastgeber will es dem Gast nicht leicht machen.
Spannung und Klasse lag fast in jeder Begegnung. Da ging es los mit den zwei Spitzenringern im Freistil bis 55 kg. Emanuel Krause trat als Deutscher Meister gegen den Bronzemedaillengewinner der Meisterschaft Sven Cammin an. Der „Luftkutscher“, so nennen sich die Berliner selbst, wollte sofort loslegen, Krause wehrte den Überraschungsangriff erfolgreich ab. Danach diktierte Krause das Geschehen und siegte sicher mit 3:0. Bemerkenswert: Cammin erzielte keine einzelne Wertung.
Im Superschwergewicht trat für den LSC der Modellathlet, der Neuzugang Armin Majoros an. Mit seinen 98,8 kg wirkte er gegen Ricardo Melz mit seinen 118,4 kg eher wie ein Zwerg. Nun ist der Neuberliner Melz nicht nur ein Schwergewicht, er hat auch Klasse zu bieten. Immerhin ist der Potsdamer, der bei Jörn Levermann in Frankfurt (Oder) trainiert, Dritter der Juniorenweltmeisterschaft von 2007.
In der Bodenlage machte Melz seine technische Wertung. Als er selbst runter musste, konnte ihn der Ungar nicht bewegen. Melz gewann mit 3:0.
LSC – Neuverpflichtung Christoph Bast kämpfte gegen den polnischen Spitzenringer Radoslaw Bierzanowski. Bast war sich seiner Mittel immer sehr bewusst und zog einen taktisch klugen Kampf durch. Er gewann mit 3:0.
Der Rückkehrer aus Frankfurt, Robert Glor ist in den vergangenen Jahren in die Klasse bis 96 kg ordentlich hinein gewachsen. Jetzt muss er sogar schon für die 98 kg Gewicht machen. Der Pole Lukasz Dublinowski hatte wohl einen geruhsamen Abend eingeplant und brachte seinen Freundin mit in die Hauptstadt. Nach der 1. Runde entschied sich beim 0:0 der Kampfrichter Mario Schmidt für den Polen, als den aktiveren Ringer. Der nutze den Vorteil und gewann diese Runde mit 1:0. Dann gab aber Glor Gas. Bei einem blitzschnellen Angriff ans Bein des Polen holte Glor einen Punkt, der Pole klagte über eine Verletzung an der Hand, von der er sich nicht erholen konnte und aufgab.
Spannung lag auch über dem Freistilkampf im Limit bis 66 kg. Trainer Zabel entschied sich für Michel Schneider. Dieser musste gegen den polnischen Juniorenmeister und Dritten der Junioren – EM von 2011, den Polen Rafal Statkiewicz antreten. Nach dem 2:0 in Runde Eins für den Mann vom LSC sah es nach einer engen Kiste aus. Dann machte Schneider ernst, setzte vehement zum Einsteiger an nun zwang im 3. Versuch den Polen auf die Schultern.
Der LSC führte zur Halbzeit mit 14:3.
Im klassischen Stil bis 84 kg brachte Neuzugang, der Junioreneuropameister der Klasse bis 74 kg, der Ungar Viktor Lörincz, immerhin 85,5 kg auf die Waage und erwies sich als echter 84- iger. Er zermürbte den Berliner Mirko Redmann und siegte mit 3:0.
Auch Marc Wentzke kämpfte gegen Bakar Achmerzaev sicher und stark. Wie Bast, gab er keine technische Wertung ab.
Interessant wurde es im Freistil bis 84 kg. Der Berliner Marcel Redmann, mehrfacher Medaillengewinner bei Nachwuchsmeisterschaften, machte ordentlich Gewicht. Franco Büttner gab sein Debüt in der 1. Liga. Körperlich sehr robust zwang der junge Luckenwalder dem Berliner seinen Stil auf. Am Ende der 1. Runde sah der Kampfrichter Franco Büttner außerhalb der Matte. Redmann gewann die Runde mit 1:0. Dann aber kam Büttner. Runde Zwei ging mit 1:0 an ihn. Redmann baute ab. Büttner fing ihn bei einem Wurf geschickt ab, hatte ihn auf den Schultern. Kampfrichter Schmidt sah die Aktion außerhalb der Matte. In der 4. Runde war es dann so weit. Redmann wollte werfen, Büttner fing ihm ab und wurde Schultersieger.
Gegen Norman Brennert, der auch in Luckenwalde die Schule besuchte und hier trainierte, wollte Lennard Wickel ein 4:0. Am Ende blieb ihm nach Punkten ein 10:0, was dem LSC wieder drei Zähler brachte.
Im abschließenden Kampf der Klassiker bis 74 kg zwischen Damian Hartmann und David Ignatius ließ der Luckenwalder gegen seinen Trainingspartner aus Frankfurt nichts anbrennen. Hartmann griff an, Ignatius verteidigte ordentlich. Drei Punkte gingen an den LSC.
Luckenwalde gewann sicher mit 30:0 und sorgte bei den Neuen für das notwendige Selbstbewusstsein für die weiteren Kämpfe.
„Für uns war es ein Auftakt nach Maß. Mit einem so hohen Sieg haben wir nicht gerechnet. Trotz des 0:3 vor Armin Majoros gegen Melz war ich mit dessen Einsatz nicht unzufrieden. Meine jungen Leute, die Mannschaft auf der Matte hatte ein Durchschnittsalter von 21,4 Jahren, war es ein guter Einstieg in die neue Saison“ so Andreas Zabel.
Sven Lieberam vom SV Luftfahrt kam fiel die Meinungsäußerung schwer: „Das 3:30 hat mich geschockt. Im ersten Abschnitt wollten wir vier Kämpfe gewinnen und dann den kleinen Vorsprung im zweiten Abschnitt verteidigen. So ist aber Ringen, statt eines 6:0 in den Freistilklassen bis 96 kg und 66 kg wurde es ein 0:8. Das war bitter. Gegen Thalheim muss ich mir was einfallen lassen. Die Kulisse war gut, ich gratulieren dem sympathischen Sieger aus Luckenwalde“. |