Darmstadt – In die uralte Traditionssportart Ringen ist viel Bewegung gekommen. Nach der Streichung des Ringkampfsportes von der Liste der Kernsportarten durch die IOC-Exekutive am vergangenen Dienstag, ging ein Aufschrei der Entrüstung rings um die Welt, der das IOC auffordert, an alten, traditionellen Sportarten festzuhalten, denn die olympischen Spiele selbst sind selbst Tradition.
Der Generalsekretär des Deutschen Ringer- Bundes strich gleich zu Beginn der Bundesligatagung in Darmstadt einige Aktionen heraus, die das Aufbegehren der Ringer auch in Deutschland unterstützen. Der Protestbrief von DRB-Präsident Manfred Werner bekam inzwischen großes Gewicht, mehrere tausend Unterschriften wurden schon an den ersten, beiden Tagen gesammelt. Vereine senden Bilder mit ihren Nachwuchsteams nach Dortmund, wo Karl Martin Dittmann gemeinsam mit dem DRB-Präsidium die Aktionen der deutschen Ringer koordiniert.
Dabei gibt es fast minütig neue Entwicklungen, Nachrichten vom Zurückrudern des IOC und dem Eingreifen der Politik in die weltweite Diskussion um die Streichung des Ringkampfsportes aus dem Olympischen Programm gehen seit Mittwoch durch die Medienlandschaft. Wohl noch nie stand Ringen so im Fokus der Öffentlichkeit, was auch die Delegierten der Bundesligavereine am Samstag in Darmstadt trotz des ernsten Thema’s erfreute. Gerade in dieser Situation will sich DRB-Vizepräsident für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Frank Heinzelbecker professionelle Hilfe einer PR-Agentur suchen. Der KSV Witten unterstützte dieses Ansinnen mit einem Eilantrag. Die Bundesligisten waren sich einig, helfend einzugreifen, doch dazu bedarf es wohl noch detaillierteren Pläne mit klaren Angaben und Zahlen. Das sah wohl auch Versammlungsleiter Karl Rothmer so, der die hitzige Diskussion über die Höhe der Summen, die dafür benötigt werden könnten, abrupt abbrach.
Inmitten der Sitzung gab es neue Nachrichten, DRB-Präsident Manfred Werner ergriff nach dem Vortrag von Lothar Ruch über Trainer-Aus- und Weiterbildung erneut das Mikrofon und teilte den Delegierten mit, dass soeben der Präsident des Weltverbandes FILA Raphael Martinetti (Schweiz) zurückgetreten sei und der Serbe Nenad Lalowic kommissarisch das Amt übernommen hat.
Zurück zur Bundesligatagung, die erst in der Nachmittagsrunde zum eigentlichen Thema kam. DRB-Vizepräsident für Bundesligaangelegenheiten Karl Rothmer, der für dieses Amt bei den Wahlen im Herbst nicht wieder kandidieren wird, stand zum Jahreswechsel vor großen Problemen, denn erneut sprangen mit dem SV Luftfahrt Berlin (1. Bundesliga Nord), dem SC Kleinostheim (Aufsteiger zur 1. Bundesliga), TSV Gailbach, SC Großostheim, KSC Niedernberg (alle 2. Bundesliga Mitte) und Haibach (Aufsteiger zur 2. Bundesliga) eine ganze Reihe von Mannschaften aus den beiden obersten Kampfklassen ab. Durch Umstrukturierungen der Staffeln und einer Mindeststärke von 8 Teams in den drei Zweitligagruppen, wurde das bisherige Konzept mit zwei Erstliga- und drei Zweitligastaffeln aufrecht erhalten. „Wir waren mit den Gedanken schon bei einer zweigeteilten 2. Bundesliga, doch es reicht gerade so und diese Struktur ist mit 8 Teams je Staffel auch die äußerste Schmerzgrenze“, hofft Rothmer, dass alle gemeldeten Teams nun auch dabei bleiben und ab August die Kämpfe der neuen Meisterschaftsrunde aufnehmen.
Die Ligenstruktur steht damit für die kommende Saison, diskutiert wurde in Darmstadt die Quote der deutschen Ringer, die jedes Team haben muss. Die Mehrheit der Delegierten sprach sich für den Antrag des 1. Luckenwalder SC aus, der eine Erhöhung der Anzahl der deutschen Ringer in der 1. Bundesliga vorsah. Damit könnte eine Anpassung zur 2. Bundesliga erfolgen, dort werden in jedem Team 5 deutsche Ringer je Mannschaft, darunter einem Athleten aus der Altersklasse der U 23-, alternativ 6 Ringer mit deutschem Pass, ohne Altersbeschränkung aufgeboten. „Das letzte Wort darüber fällt der DRB-Vorstand, die Delegierten der Bundesligavereine geben nur eine Empfehlung dafür weiter“, so Karl Rothmer.
In der letzten Bundesligatagung unter seiner Leitung ging Karl Rothmer auf die nun vergangene Saison ein, die in eine spannende Finalrunde mündete und dort einen wahren Zuschaueransturm auslöste. Eine eingleisige ‚Profiliga‘ hält der erfahrene Funktionär aus Darmstadt-Arheilgen für den falschen Weg. Dagegen wird eine Aufhebung der Aufstiegspflicht erwogen um ‚Pokerkämpfe‘ in der Hauptrunde der 2. Bundesliga in Zukunft auszuschließen. Auch eine Relegationsrunde um den Aufstieg in die 1. Bundesliga schließt Karl Rothmer nicht aus, da in den drei Staffeln der 2. Bundesliga ohnehin nur jeweils 8 Mannschaften zur Verfügung stehen und somit die Anzahl der Kämpfe für die Spitzenteams erhöht werden könnte. Auch hier steht eine endgültige Entscheidung noch aus.
Viel Bewegung im Ringen und das wird wohl auch erst einmal so bleiben. Karl Rothmer wertet das positiv: „... Bewegung ist gut, nur muss diese in die richtige Richtung gehen“. In seiner Amtszeit als Verantwortlicher für Bundesligaangelegenheiten ist zumindest im Bundesligageschehen Stabilität eingekehrt und wenn man bedenkt, dass vor einigen Jahren die deutsche Nationalhymne bei Finalkämpfen um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft ausschließlich fürs Kampfgericht gespielt wurde und jetzt mindestens die Hälfte jeder Bundesligamannschaft aus deutschen Ringerrecken bestehen muss, dann hat sich doch Vieles in die richtige Richtung bewegt. |