Frankfurt/ Oder. Im Brandenburgduell der 1. Bundesliga der Ringer schickte die KG Frankfurt/ Eisenhüttenstadt gegen den 1. LSC ihr derzeit stärkstes Aufgebot an den Start. Der LSC brachte das, was für einen Sieg notwendig ist, auf die Matte der Brandenburghalle in Frankfurt/ Oder. Trainer Hempel wollte die Spitzen der Frankfurter entschärfen und sehen, wie andere mit ihrer derzeitigen Form umgehen.
Eine Notlösung musste im klassischen Stil bis 66 kg her. Peter Svehla meldete sich am Freitagabend vom Grenzübergang mit der Nachricht, dass er nicht weiterkommt. Auch am Samstagvormittag konnte er nicht anreisen. Da Velikov wieder zur Verfügung stand, rückte Dennis Nowka in die 66 kg - Klasse hoch. Als er erfuhr, dass er als Vizemeister der Klasse bis 55 kg gegen den deutschen Meister der Klasse bis 66 kg Marcus Thätner antreten musste, war ihm etwas mulmig zumute. Nowka schlug sich aber bravourös und überließ dem Favoriten nur ein 3:0.
  Florian Crusius - Venelin Venkov 0:3
Davor gab es vier Kämpfe. Im klassischen Stil bis 55kg ließ Venelin Venkov dem deutschen Juniorenmeister Florian Crusius keine Chance und siegte mit 3:0. Sven Thiele musste gegen den deutschen Vizemeister der Klassiker bis 120 kg Ronald Kraft antreten. Thiele zeigte sich formverbessert und gewann die drei Runden mit 2:0, 3:0 und 3:0.
  Andreas Miekeley - Andreas Aurich 3:2
Im klassischen Stil bis 96 kg gab es einen langweiligen Kampf zwischen Andreas Aurich und Andreas Miekeley. Kampfrichter Michael Faller aus Neuss achtete penibel auf das Übertreten des Mattenrandes. Aurich tat es in der ersten Runde und verlor mit 0:1. Das Clinchlos nach der zweiten Runde gewann Miekeley. Aurich ließ aber keine Wertung zu und siegte mit 1:0. Die 3. Runde ging wieder an Aurich. Das Los vor dem Clinch nach der vierten Runde gewann Aurich. Bei einem Wurfversuch wurde er abgefangen und verlor. Die entscheidende 5. Runde war schon in den Händen des LSC - Mannes. Miekeley gewann das Los, Aurich konnte sich aber beim Zwiegriff befreien, musste dann aber die entscheidenden Wertung abgeben. „Man sah bei Aurich den Siegeswillen, er konnte ihn aber nicht umsetzen“ meinte nach dem Kampf Fred Hempel. Vor der Pause noch die Niederlage von Dennis Nowka gegen Marcus Thätner. Der LSC führte nach fünf Kämpfen mit 11:6 Punkten.
  Marcel Redmann - Norman Pickut 0:4
Die zweite Hälfte ist eigentlich das Paradestück des LSC. Norman Pickut hat mit dem Schultersieg gegen Marcel Redmann die Erwartungen auch erfüllt. Dann kam eine eher blamable Vorstellung von Olaf Bock gegen Steffen Lübke. Die erste Runde ging mit 8:0 eindeutig an den LSC - Ringer. Kampfrichter Faller hätte Bock auch zum Schultersieger küren können. In der 2. Runde brachte Bock noch ein mageres 1:0 über die Zeit. Hier merkte aber Nachwuchsmann Lübke, dass etwas zu holen ist. Bock war stehend KO. Wenn es sich nicht um Hochleistungssport handeln würde, könnte man den LSC - Freistiler bedauern. Der siegbringende Ringer der vergangenen Jahre ist nicht im kampffähigen Zustand. „Ich bin entsetzt darüber, was Bock heute für eine undiskutable Vorstellung abgeliefert hatte“ meinte nach dem Kampf ein entschlossener Dr. Töpel.
Nun sollte Erik Hahn im klassischen Stil bis 84 kg die Stimmung im LSC - Lager wieder verbessern. Gegen Juniorenmeister Andreas Schulze gewann er die 1. Runde mit 1:0. In der 2. Runde wurde Schulze von Faller verwarnt. Hahn führte mit 2:0. Runde Drei ging an den jungen Frankfurter. Jetzt befürchtete man im LSC - Lager Ähnlichkeiten zum Bock - Kampf. Hahn war aber clever genug und gewann die 3. Runde.
  Fabian Jänicke - Nikolai Gergov 4:0
Beim 20:10 für den LSC sollte Nikolai Gergov im klassischen Stil bis 74 kg gegen Fabian Jänicke das Punktepolster des LSC erhöhen. Durch eine Verwarnung ging Gergov mit 1:0 in Führung. Eine Verwarnung für Gergov brachte Jänicke das 1:1, was den Rundensieg für Jänicke gebracht hätte. Gergov ging aber vehement ran und führte bis kurz vor dem Rundenende mit 4:1. Da packte Jänicke zu und legte den verdutzten Weltmeister mit dem Schlussgong aufs Kreuz. Verständlicherweise jubelte die Frankfurter Ecke und die Halle. Gergov verkroch sich und wollte nicht gesehen werden. Eine tolle Leistung von Fabian Jänicke, eine ernüchternde Lehre für Gergov vor den Kämpfen der Endrunde.
  Martin Eiseler - Stephan Spengler 3:2
Im Freistil bis 74 kg setzte Trainer Hempel Stephan Spengler gegen Martin Eiseler ein. Andreas Zabel wurde als Co - Trainer zur Feier anlässlich der Umfrage nach den Sportlern des Jahres delegiert. Spengler konnte leider den Sieg aus der Hinrunde nicht wiederholen, er unterlag dem 6 kg schwereren Eiseler mit 2:3 Punkten. Die 360 Zuschauer, das ist in Frankfurt der absolute Saisonrekord, feierten, so sie Anhänger der KG Frankfurt/ Eisenhüttenstadt sind, die knappe Niederlage. Die etwa 150 Luckenwalder hatten einen schönen, mit Überraschungen gespickten Kampfabend erlebt und waren mit dem Sieg zufrieden.
  Schild mit der in Sütterlin gestalteten Schrift Der LSC reiste in Frankfurt mit drei Bulgaren an. Immer wenn ein bulgarischer Ringer auf der Matte war, wurde ein Schild mit der in Sütterlin gestalteten Schrift „Willkommen in der deutschen Bundesliga“ gezeigt. Wahrscheinlich ist der europäische Gedanke so dicht an der Oder noch nicht angekommen. So geht man mit Gästen nicht um. Das der Schildträger auch noch wie ein Held gefeiert wurde und sich auch so fühlte, überschreitet meiner Meinung nach die Grenzen des Sportlichen. Wenn die Frankfurter glauben, mit Ringern aus der Region, was das auch immer sein mag, ihr Ziel, den Klassenerhalt zu schaffen, zu erreichen, dann sollen sie es tun. Damit bleiben sie voll im Plan, der LSC will aber in einer mit Spitzenringern aus ganz Europa gespickten 1. Bundesliga deutscher Meister werden. Dass das mit Ringern aus der Region nicht geht, erlebte der LSC seit 1992.
Stimmen zum Kampf
Dr. Reinhardt Töpel - Aufsichtsratsvorsitzender des LSC:
„Ich bin entsetzt, erlebt zu haben, wie wir gegen eine solche Mannschaft, gemeint ist der Gastgeber, fünf Kämpfe abgeben konnten. Trainer Hempel wird mir Rechenschaft ablegen müssen“.
Fred Hempel - LSC - Trainer:
„Den Zustand von Bock habe ich geahnt, heute wurde er mit schmerzlich demonstriert. Auch ein Bock muss, damit er in der Bundesliga mithalten kann, Kraft und Kondition trainieren. Auch ein Weltmeister kann mal auf Ast gehen. Vielleicht ist Gergov nach Welt- und Europameisterschaft schon mit Weihnachten und Jahreswechsel beschäftigt“. (MJ) |