Lichtenfels. Die Stimmung im LSC – Team bei der Reise nach Lichtenfels unterschied sich wesentlich von der Stimmung bei der Reise nach Hallbergmoos. Es wurde gelacht und bereits im Bus wesentliche taktische Züge des anstehenden Kampfes gegen den AC Lichtenfels besprochen.
Gab es früher bei den jungen LSC – Athleten während der Anreise viel zu spielen, so liegen heute Laptops auf den Knien oder Fachbücher. So erledigten beispielsweise Felix Menzel und Philipp Herzog Studienaufgaben, Damian Hartmann studierte intensiv in einem medizinischen Fachbuch.
Als die Luckenwalder vor der ACL – Halle in Lichtenfels den Bus verließen, sah man bei den „Gegnern“ lange Gesichter. Weltmeister Ganev und Exweltmeister Velikov dabei, Nik Matuhin, aber auch Mateusz Gucman stiegen aus. Irritiert war man beim ACL aber auch über die Anwesenheit von Felix Menzel und Philipp Herzog.
An der Waage waren alle Geheimnisse gelüftet. Der Däne Martin Lorenzen hatte keinen Gegner. Gucman ging im Superschwergewicht auf die Matte, Philipp Herzog im Freistil bis 66 kg.
Als die Aufstellungen in der Halle bekannt gemacht wurden, da zweifelte keiner mehr an einem klaren Erfolg der Gäste aus Brandenburg. Martin Lorenzen brachte den LSC mit 4:0 in Front. Gegen Mirian Giorgadze musste der Pole einen halben Zentner kompensieren. Als er einmal ausrutschte, ging die Runde an den Georgier im ACL – Trikot. Gucman gewann aber mit 3:1. Im Freistil bis 60 kg kämpfte Radoslaw Velikov gegen seinen Landsmann Rumen Savchev, der eigentlich Klassiker ist. Da hatte der Exweltmeister keinerlei Probleme. Er kam zu den Beinen durch und machte mit Freistiltechniken ein 13:0. Im Vorjahr erkämpfte Mirko Englich gegen den Freistiler Steffen Hartan noch einen Schultersieg. Diesmal wehrte sich Hartan verbissen und erfolgreich. Beide teilten zwischendurch auch ein paar Nettigkeiten aus. Englich ließ sich nicht beirren und machte sein Ding. Er siegte mit 3:0.
Nach dem Kampf ging es zwischen den Kontrahenten wieder freundschaftlich zu. Dennis Nowka verlor gegen Andreas Spinnler schon in Luckenwalde mit 1:4. Sein Konzept war, ein 0:3 zu halten. Am Ende reichte es nicht ganz. Spinnler sammelte 11:0 Punkte und gewann mit 4:0.
Im Freistil bis 84 kg lief Mihail Ganev gegen Christoph Meixner nicht zur Hochform auf, es reichte aber zum 4:0. „Pass auf, der ist sehr lang“ so schickte Andreas Zabel seinen Schützling Philipp Herzog in den Kampf mit Ivan Schell. Herzog passte auf, musste aber im zweiten Durchgang eine technische Wertung gegen den „Langen“ abgeben. Das änderte nichts am Überlegenheitserfolg. „Wenn wir noch einen Kampf gewinnen können, dann diesen“ meinte ein Zuschauer vor der Begegnung der Klassiker im Limit bis 84 kg. Eigentlich geht hier der frischgebackene Weltmeister Hristo Marinov für den ACL auf die Matte. Diesmal war es Tobias Schütz, der sich Damian Hartmann stellte. „Du wirst dich wundern, was hier passiert“ dachte ich mir so als Antwort auf die Frage nach dem möglichen Sieger. Damian Hartmann zeigte eine technisch-taktische Meisterleistung. In den ersten beiden Runden gab es keine Wertung, Hartmann tat aber immer etwas mehr, als sein Kampfpartner. Kampfrichter Jörg Jähnichen aus Gelenau ließ den LSC – Mann wählen. Dieser wählte die Unterlage und ließ keine Wertung zu. In der 3. Runde durfte Hartmann wieder wählen. Er wäre mit dem 1:0 – Erfolg nicht zufrieden, er wählte die Oberlage, schaffte den Durchdreher und legte mit einem Wurf nach. Er gewann diese Runde mit 4:0 und den Kampf mit 3:0.
Der Eingriff am Knie des Polen Jakub Tim liegt erst zwei Wochen zurück. „Ich wurde bereits in der vergangenen Woche polnischer Meister der U – 23“. Gegen Johannes Kraus fackelte der junge Pole nicht lange. Er brachte seinen Gegner zu Boden (1:0) und machte drei Rollen, was ihm in jeder Runde ein 7:0 einbrachte. Das Debakel für die Gastgeber war beim 29:5 schon fast perfekt. Für den etatmäßigen Sergej Siscov schickte, mit der Hoffnung auf einen Sieg, Trainer Hadidi Asygat Baschpajew auf die Matte. Angefeuert von seinem Neffen, der ein Schild mit dem Namenszug „Martin“ gebastelt hatte, ließ Onkel Martin nichts anbrennen. Er zermürbte seinen Gegner, kam immer wieder zu den Beinen durch, beließ es nicht bei dem einen Punkt, ließ Rollen und andere Techniken folgen und schraubte das Ergebnis auf 33:5 für den LSC hoch.
„Wir haben nach dem Kampf in Hallbergmoos mit unserer Aufstellung vielleicht etwas überreagiert, so ein Erfolg ist aber auch gut für die Stimmung in der Mannschaft und im Umfeld“ so Teammanager Jörn Schröter nach dem Kampf.
Was in Lichtenfels schön und einmalig ist, das ist die gute und faire Stimmung in der Halle. Die Zuschauer feierten auch nach klaren Niederlagen ihre ACL – Ringer, wie die Stars. Das wird der jungen Mannschaft Mut und Zuversicht für die weiteren Kämpfe um den Klassenerhalt geben. |