Luckenwalde. Vor der entscheidenden Viertelfinalbegegnung zwischen dem 1. LSC und dem VfK Schifferstadt gab es im Lager der Luckenwalder einige Spekulationen. Würde der Titelverteidiger aus der Pfalz wirklich alles aufbieten, um den Halbfinaleinzug mit einem Sieg in Luckenwalde doch noch zu erreichen. Es herrschten Gerüchte, dass die ausländischen Ringer nur dann antreten werden, wenn sie das ihnen zustehende Geld erhielten. Als die Schifferstädter ihren Bus verließen, waren alle Spekulationen verflogen. Der VfK Schifferstadt trat in der Fläminghalle mit der eigentlich erwarteten starken Formation an. Die Spannung wuchs, als die 20 Ringer vor den Augen der Öffentlichkeit über die Waage gingen. Mattenleiter Martin Daßler aus Nürtingen verkündete auf die Frage des Moderators Eik Galley, ob es denn schon vorgekommen sei, dass bei einer solch wichtigen Begegnung Ringer nicht ihr Kampfgewicht auf die Waage gebracht haben, eindeutig mit „Ja“. Diesmal gab es keinerlei Überschreitung des Kampfgewichts.
Die mehr als 1000 Zuschauer konnten sich also auf 10 spannende Kämpfe freuen. Nach dem Auftritt der Mädchen von „Girls-Attac“ nahmen die drei Kampfrichter ihre Plätze ein. Uwe Manz aus NRW übernahm das Amt des Mattenpräsidenten, Martin Dassler ging aufs Podest, Eckardt Kapp aus Thüringen übernahm das Punktrichteramt. Gleich im ersten Kampf lief es beim LSC gegen den Strich. Da Venelin Venkov, die Nummer Eins beim LSC im klassischen Stil bis 55kg, von seinem Verband zur Teilnahme an einem Turnier in den USA verpflichtet wurde, machte Denis Nowka, der deutsche Vizemeister dieser Klasse, Gewicht und trat gegen den Ex - Weltmeister Dariusz Jablonski an. Im VfK - Lager lagen hier schon die Nerven blank. Der Pole sollte vier Punkt vorlegen und damit die Differenz aus dem Hinkampf ausgleichen. Stark im Bodenkampf erfüllte Jablonski seine Aufgabe. Mit 6:0, 6:0 und 7:0 besiegte er Dennis Nowka durch technische Überlegenheit. Der VfK Schifferstadt führte mit 4:0.
  Sven Thiele - David Otiasvili 2:3
Im Freistil bis 120 kg hatte Sven Thiele gegen den Georgier David Otiasvili zunächst Vorteile. Reagierte gekonnt und gewann die ersten beiden Runden. Dann sah man dem Luckenwalder Konditionsprobleme an. In der dritten Runde entging Thiele knapp einer Schulterniederlage. Am Ende waren aber die beiden gewonnen Runden wichtig fürs Gesamtergebnis.
  Anatoli Guidea - Vitali Railean 3:0
Dann kam „Anton“, wie Anatoli Guidea von seinen Freunden im LSC - Lager genannt wird, auf die Matte. Wegen Formschwäche verzichtete der VfK auf den Griechen Karntanov und setzte den nunmehr eingedeutschten Moldawier Vitali Railean ein. Die ersten beiden Runden konnte Guidea jeweils mit 1:0 für sich entscheiden. Spannung lag aber weiterhin über dem Kampf, denn die Frage war, würde Guidea nach Trainingrückstand durch Verletzung die Kondition aufbringen. In der 3. Runde beantwortete Anton diese Frage im Sinne des LSC positiv. Er erwischte seinen Gegner und fesselte ihn in der Bodenlage. Guidea stand kurz vor dem Schultersieg. Die Sirene beendete beim 5:0 für den LSC - Ringer diesen Kampf.
  Marek Svec - Andreas Fix 3:0
Der LSC kam auf 5:7 heran. Dann ein wunderbarer Auftritt von Marek Svec. Gegen Andreas Fix wurde es eine sehr schwere Aufgabe. Fix musste zunächst in die Bodenlage, Svec ging mit 2:0 in Führung und gab bei eigener Bodenlage keinen Wertung ab. Im 2. Abschnitt übertrat Fix den Mattenrand. Svec gewann die Runde mit 2:1 Punkten. Im letzten Abschnitt war Svec Chef auf der Matte und siegte mit 3:0. Der LSC übernahm mit 8:7 die Führung.
Gegen Eusebiu Diaconiu war Weltmeister Gergov stärker als beim Hinkampf und bestimmte das Geschehen auf der Matte. Mit Losglück beim jeweiligen 0:0 nach einer Minute gewann er die drei Runden recht sicher. Zur Halbzeit führte der LSC mit 11:7.
  Lazaros Loizidis - Davyd Bichinashvili 2:3
Im Freistil bis 84 kg hätte es eine Wende geben können. David Bichinashvili gewann gegen Lazaros Loizidis die erste Runde mit 1:0. Loizidis, der recht abwartend agierte, glich zum 1:1 aus. Als Loizidis dann die 3. Runde mit 1:0 für sich entscheiden konnte, hielt es Trainer Marcus Scherer nicht mehr in seiner Ecke. Mattenpräsident Manz reagierte sofort. Gab den beiden Trainern zunächst die gelbe Karte. Scherer konnte sich nicht beruhigen, lief auf den Präsidenten zu und erhielt Rot. Ohne Scherer konnte Bichinashvili aber den Kampf noch mit 3:2 entscheiden. Beim VfK keimte beim 13:10 für den LSC wieder Hoffnung. Dann sah man aber einen völlig anderen Serafim Barzakow. Gegen den Franzosen Vadim Guigolaev gewann er zunächst mit 5:0, dann mit 3:0. Die 3. Runde gab der Bulgare mit 1:5 ab. In der 4. Runde fiel die Entscheidung. Barzakow fesselte seinen Gegner in der Bodenlage und brachte ein vielfach umjubeltes 3:0 über die Zeit. Der LSC führte mit 16:11.
  Nazmi Avluca - Manuel Fix 3:0 Ein Sieg von Nazmi Avluca gegen Manuel Fix hätte zum Gesamtsieg gereicht. Die neue Regelung mit der Bodenlage kommt dem Türken irgendwie zugute. Er machte die Punkte am Boden und siegte gegen den Juniorenmeister mit 6:0, 6:0 und 4:0. Der Bann war gebrochen. Der LSC hatte jetzt schon den Titelverteidiger ausgeschaltet. Die Ringer boten auf der Matte aber noch Weltklasse. Da kämpfte Alexej Gloushkov gegen den Mattenfuchs Adam Juretzko. Zweimal unterbrach die Sirene eine Aktion des Moskauers. Juretzko übernahm die Führung, Gloushkov glich nach Runden zum 1:1 aus. Dann führte der LSC - Mann mit 2:1, Juretzko konnte zum 2:2 ausgleichen. Die 5. Runde musste wieder die Entscheidung bringen. Da zog Gloushkov aber eine Rolle durch, die den Beifall wert war. „Alex“ gewann die entscheidende Runde mit 3:0.
  Krystian Brzozowski - Emanzario Bendinidis 3:2
Am Ende gab es noch Freistil der gehobenen Klasse. Als Krystian Brzozowski im Kampf gegen Ex - Europameister Emzario Betinidis aus einer fast aussichtslosen Situation mit einer spektakulären Beintechnik drei Punkte machte, jubelte das Publikum. So was sieht man selten. „Eine Megakontertechnik“ bejubelte der an den Musikreglern sitzende René Pikulla die Aktion seines Mannschaftskameraden. Der Pole kämpfte bis zur letzten Sekunde. In der entscheidenden 5. Runde lag er mit 0:1 hinten. Scheinbar fix und fertig griff er blitzschnell zu. Er überraschte Betinidis und trieb ihn von der Matte. Das Kampfgericht wertete die Überschreitung des Mattenrandes als Punkt für den LSC - Ringer. Brzozowski gewann mit 3:2 Punkten, der LSC schaltete den Titelverteidiger klar mit 25:15 aus.
Freude bei den LSC - Anhängern. Da lag sich der Landrat Peer Giesecke mit dem LSC - Präsidenten Dr. Engelmann in den Armen, die Fans feierten ihre Ringer. Alle LSC - Ringer, auch die Ersatzmänner dankten ihrem Publikum. Bedepperte Minen im Lager des VfK. Der LSC bot eine souveräne Leistung und ist verdient in das Halbfinale eingezogen. Da der Kampf zwischen Mömbris und Weingarten erst am Sonntagnachmittag stattfinden wird, steht der Halbfinalgegner erst nach Redaktionsschluss fest. Mömbris gewann zu Hause mit 22:19.
Stimmen zum Kampf:
Martin Volk - Geschäftsführer des VfK: „Wir wollten die sachkundigen Ringkampfanhänger in Luckenwalde nicht enttäuschen und sind mit einer starken Mannschaft beim LSC angetreten. Wir haben gegen die starken Luckenwalder es nicht geschafft. Wir gratulieren dem LSC recht herzlich und wünschen ihm beim Kampf um den Titel Erfolg. Wir werden auch weiterhin in der Bundesliga auf hohem Niveau ringen. Das sportliche Niveau der letzten Jahre werden wir aus finanziellen Gründen nicht halten können. Den Ausraster des Trainers Scherer bitte ich zu entschuldigen. Seit Saisonbeginn steht er unter Druck, dann sollte man Verständnis für ein solches Verhalten in einer solchen Situation haben“.
Adam Juretzko - Mehrfachen deutscher Meister und Ringer beim VfK: „Ich muss schon gut gewesen sein, wenn ich gegen Alexej Gloushkov zwei Runden gewinne. Ich schätze ihn als den stärksten Ringer dieser Gewichtsklasse in Russland ein. Ich gratuliere dem LSC zum Sieg und denke, dass bei voller Konzertration der Meistertitel möglich ist“.
Fred Hempel - LSC - Trainer: „Wir haben es geschafft. Ich will keinen meiner Kämpfer besonders hervorheben, alle gaben ihr Bestes. Auch Dennis Nowka hat mich letztendlich nicht enttäuscht. Gegen einen Weltmeister kann es schon passieren. Ob Weingarten oder Mömbris ist uns egal. Die schwerere Hürde haben wir bereits überwunden. Mömbris haben wir schon zweimal sicher besiegt, nach Weingarten ist die Fahrstrecke auch noch im 200 km länger. Wir werden auch den nächsten Gegner sehr ernst nehmen“. (MJ) |