Sonntag, 16.01.11
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Dieser Artikel wurde von Jörg Richter geschrieben und 4347 mal gelesen.
SV Germania Weingarten gewinnt Mannschaftsmeisterschaft der Ringer
Über 4000 Fans sorgen für eine einzigartige Ringkampf-Atmosphäre im Final-Rückkampf in Karlsruhe
Adam Juretzko (74 kg/GR - rotes Trikot, SVG Weingarten) glänzt mit einem Ausheber gegen Benjamin Stange.

Adam Juretzko (74 kg/GR - rotes Trikot, SVG Weingarten) glänzt mit einem Ausheber gegen Benjamin Stange.

Karlsruhe – Der SV Germania Weingarten sicherte sich mit einem 22:14-Erfolg über die RWG Mömbris-Königshofen im Final-Rückkampf um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft den Titel 2010/2011.
Bereits im Hinkampf vor einer Woche in der Frankenstolz-Arena Aschaffenburg, hatte der SV Weingarten mit einem 21:16 für ein 5-Punktepolster gesorgt, vor über 4000 begeisterten Zuschauern machten die Schützlinge um SVG-Trainer Frank Heinzelbecker nun in der dm-arena in Karlsruhe, schon in den ersten Kämpfen den Sack zu und stellten die Weichen auf den ersten Titelgewinn in der 107-jährigen Vereinsgeschichte.

„Wir müssen in den ersten vier Begegnungen ordentlich vorlegen, um uns am Ende noch eine Chance zu eröffnen, die Sensation vielleicht doch noch zu schaffen“, wollte das RWG-Trainergespann Peter Behl/Gerhard Weisenberger zunächst für einen Punktvorsprung sorgen. Ging diese Rechnung mit Ceyhun Zaidov (55 kg/GR), der im leichtesten Limit Lukas Höglmaier mit 1:0, 2:0 und 3:0 bezwang, noch auf, gab es schon beim zweiten Kampf eine herbe Enttäuschung für die RWG, denn Krassimir Kotchev (120 kg/FR) unterlag nach schwachem Auftritt dem knapp 10 kg leichteren SVG-Schwergewichtler Johannes Kessel. Der Weingartener setzte Kotchev von Beginn an unter Druck, war der Aktivere und sicherte sich die erste Runde aus dem Zwiegriff heraus mit 3:0. Kotchev war nur noch auf Konter aus und nutzte seine Chancen in Runde zwei- und vier, so dass der 5. Durchgang eine Entscheidung bringen musste. Auch hier ging es in die Verlängerung, Kessel punktete erneut aus dem Zweigriff heraus und gewann am Ende völlig verdient nach 3:2 Runden. „Diese Begegnung war eigentlich schon kampfentscheitend, denn mit dieser Niederlage von Kotchev war der Titelgewinn der Weingartener schon in Stein gemeiselt“, gab RWG-Freistilcoach Weisengerger zu.

Nichts anbrennen ließ diesmal Marcel Ewald (60 kg/FR) gegen Krasimir Krastanov. Der Weingartener EM-Dritte von 2010 unterlag noch im Hinkampf Krastanov nach 2:3 Runden, diesmal passte der DRB-Auswahlringer besser auf und sicherte sich alle drei Runden mit 1:0, 4:0, und 2:0 zum umjubelten Sieg, die 4000 Zuschauer ließen die dm-arena längst in ihren Grundfesten erbeben.
Auch Melonin Noumonvi (96 kg/GR) hatte etwas gut zu machen, denn vor einer Woche wurde der Weingartener Mittelgewichtler wegen Passivität disqualifiziert. Gegen Jacob Cedergren gab der Olympia-Fünfte von Peking 2008 nur die erste Runde mit 0:1 ab, siegte jedoch in den nachfolgenden Durchgängen mit 1:0, 2:0 und 1:1. Im letzten Duell vor der Pause sorgte Weingartens Routinier Ionut Panait (66 kg/GR) mit einem Überlegenheitssieg über den jungen Daniel Grünewald für den klaren 13:6-Vorsprung der Gastgeber.

Nach Wideranpfiff baute Bekhan Kurkiev den Vorsprung des SV Germania Weingarten mit einem 3:1-Rundenerfolg über Peter Weisenberger gar noch aus und auch Sahit Prizreni (66 kg/FR) hatte SVG-Trainer Frank Heinzelbecker eigentlich auf der Siegerliste, nachdem er schon den Hinkampf gegen Saba Bolaghi klar gewonnen hatte. Doch Bolaghi war nicht wiederzuerkennen, glänzte mit schnellen Beinangriffen und schulterte den Weingartener in der vierten Runde gar nach einen lubenreinen Beinausheber.
Ein packendes 5-Runden-Duell lieferten sich Rene Zimmermann (84 kg/GR) und Fisnik Zahiti. Der Weingartener hatte am Ende dank seiner starken Defensive die Nase mit 3:2 Runden vorn, bekam jedoch nur einen Punkt gutgeschrieben, da ihm keine technische Wertung gelang. Doch der Gesamtsieg war dem SV Weingarten nach diesem Duell nicht mehr zu nehmen, die ersten Meistergesänge wurden laut, doch auch die RWG-Fans feuerten ihr Team weiter unentwegt an. 'Comander' Adam Juretzko (74 kg/GR) ließ gegen RWG-Weltergewichtler Benjamin Stange nichts anbrennen und bekam nach einem 11:0-Vorsprung in drei Runden gar den Zusatzpunkt für technische Überlegenheit zugesprochen. Die 1:3-Rundenniederlage von Gergö Wöller (74 kg/FR) gegen Paata Nozadze ging im Jubel der 4000 unter, die nun die dm-arena zu einem Tollhaus werden ließen. „Dieses Finale war Ringkampf pur, diese Kämpfe dürften jedes Ringerherz höher schlagen lassen“, stimmte DRB-Präsident Manfred Werner in den Jubel ein und es dauerte sehr lange, bis die Matten wieder frei waren und die Siegerehrung vorgenommen werden konnte.

„Weingarten hat sich als das stärkere Team erwiesen und verdient den Titel gewonnen“, zollten die beiden DRB-Vizepräsidenten Karl Rothmer (Bundesligaangelegenheiten) und Günter Maienschein (Sport) jedoch beiden Teams Respekt, denn auch die RWG Mömbris-Königshofen hat eine starke Saison absolviert und mit dem Vizemeistertitel gekrönt.

DRB-Präsident Manfred Werner sah die beiden Finals mit insgesamt knapp 9000 Zuschauern in Aschaffenburg und Karlsruhe als Steilvorlage für die Europameisterschaften vom 29.3.-3.4. in Dortmund und hofft dort auf ebenso grandiose Ringkampfstimmung, wie bei diesen Final-Begegnungen um den Deutschen Mannschaftsmeistertitel. Angesichts dieser Stimmung und des Medienrummels blieb auch dem DRB-Vizepräsident Sport, Günter Maienschein nur ein Resüme: „... das war einfach nur Wahnsinn! Das hilft dem Ringkampfsport und zeigt, dass die älteste Sportart der Welt lebt".

SV Germania Weingarten - RWG Mömbris/Königshofen 22:14
55 kg/GR: Lukas Höglmeier - Ceyhun Zaidov 0:3 (0:1 0:2 0:3)
60 kg/FR: Marcel Ewald - Krasimir Krastanov 3:0 (1:0 4:0 2:0)
66 kg/GR: Ionut Panait - Daniel Grünewald 4:0 (5:0 4:0 4:0)
66 kg/FR: Sahit Prizreni - Saba Bolaghi 0:4 (1:1 0:2 0:1 0:5)
74 kg/GR: Adam Juretzko - Benjamin Stange 4:0 (4:0 3:0 4:0)
74 kg/FR: Gergoe Woeller - Paata Nozadze 1:3 (0:1 0:1 1:0 0:3)
84 kg/GR: Rene Zimmermann - Fisnik Zahiti 1:0 (1:0 0:2 1:0 0:2 1:0)
84 kg/FR: Bekhan Kurkiev - Peter Weisenberger 3:1 (0:1 3:0 1:0 1:0)
96 kg/GR: Melouin Noumouvi - Jakob Cedergren 3:1 (0:1 1:0 2:0 1:1)
120 kg/FR: Johannes Kessel - Krassimir Kotchev 3:2 (3:0 0:1 3:2 0:1 3:0)


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