Luckenwalde. Nun werden die Kämpfe in der Fläminghalle interessanter, der Zuschauerzuspruch wächst allerdings nicht so richtig.
Mit dem TKSV Bonn – Duisdorf trat ein starker Gegner gegen die LSC – Riege an. Was in Ankündigungen versprochen wurde, das fand dann schließlich auf der Ringermatte der Fläminghalle seine Verwirklichung. Gegenüber der Heimniederlage gegen Mainz hatte sich der TKSV nochmals verstärkt. „Wir wollten in Luckenwalde sicher gehen“ so der sportliche Leister der Bonner Jochen Jahn.
Im Freistil bis 55 kg bot der TKSV den Griechen Armiran Kartanov auf. Nach dem offiziellen Wiegen hinter den Zuschauerbänken konnte Moderator Dietmar Drogi voller Freude verkünden: „Wir werden zehn Kämpfe erleben!“. Das eine solche Konstellation Freude in der 1. Liga auslöst ist schon ungewöhnlich, in Luckenwalde fanden aber auch schon viele Kämpfe statt, bei denen es nicht der Fall war.
Diese freudvolle Ankündigung und auch das ganze Wiegen platzte aber mitten in die Regionalligabegegnung zwischen der KG Frankfurt und Gelenau rein, das war etwas unpassend.
„Der machte noch Gewicht, also beschäftige ihn dauernd und mach ihn konditionell kaputt“ so schickte LSC – Coach Andreas Zabel seinen Schützling Emanuel Krause in den Kampf mit dem Griechen Armiran Kartanov. Krause machte von der ersten Sekunde an Druck. Als Kartanov Ende der ersten Runde seinen ersten Angriff erfolglos ansetzte, sah Kampfrichter Ingo Gleisberg aus Leipzig ihn als den aktiveren Ringer. Das brachte Zornesröte ins Gesicht des sonst ruhig wirkenden Andreas Zabel. Die Runde ging an Kartanov, Krause siegte dann aber mit 3:1 Runden.
Ein unnötiger Punkt war weg.
Mirko Englich kämpfte gegen den ehemaligen Kubaner Cantero. Keine technische Wertung in Runde Eins. Englich darf wählen, er entscheidet sich für die Oberlage und scheitert beim Versuch, zu Punkten. In Runde zwei kommt die Eins. Dann wählt Englich die Unterlage und wehrt die Cantero-Versuche mit Erfolg ab. 3:1 zugunsten des LSC, aber wieder eine Runde weg.
Als Christoph Bast gegen den Polen Los wie die Feuerwehr loslegte, da war die Welt für den LSC wieder völlig in Ordnung. International hätte es zum Sieg des Jurastudenten aus der Oderstadt gereicht. In der Bundesliga musste er aber noch eine dritte Runde gewinnen. Dazu war „Krzysiek“, wie die Freunde den LSC – Ringer nennen, an diesem Tage nicht in der Lage. Er gab den Kampf mit 2:3 ab.
Im Freistil bis 96 kg hatte Robert Glor gegen den Polen Radoslaw Dublinowski zeitweise gute Ansätze, es reichte aber nicht zu einer technischen Wertung. Am Ende ein 0:3 aus LSC – Sicht.
Im Freistil bis 66 kg drohte zunächst eine Katastrophe für Philipp Herzog hereinzubrechen. Schnell ging die erste Runde an den konzentriert kämpfenden Rumänen Daniluc. Herzog fing sich und entschied die zweite Runde für sich. Am Ende siegte der Rumäne mit 4:1.
Die Fans gaben Tipps ab. Da sollte nach fünf Kämpfen ein Unentschieden vorliegen, die Gäste führte aber 12:9.
Nach der Pause wollte die zweite Abteilung des LSC den Sieg herbei kämpfen. Der frischgebackene EM – Dritte Viktor Lörincz sollte gegen den Bulgaren Nikolay Bayriakov den Ausgleich erkämpfen. Lange Gesichter aber auf den Rängen. Der Bulgare führte nach zwei Runden mit 2:0. Jetzt besann sich der Ungar beim LSC, warum er nach Luckenwalde gekommen ist. In der 3. Runde wehrt er in der gewählten Bodenlage die Unterlage, wehrt den Angriff erfolgreich ab und verkürzte auf 1:2. Jetzt brachte Lörincz das, was man von ihm erwartet. Er gewann die vierte Runde mit 1:0 und schickte unter dem Jubel des Publikums seinen Gegner in der entscheidenden Runde mit 7:0 von der Matte.
Im klassischen Stil bis 66 kg trauten einige Erik Weiß einen knappen Erfolg gegen den Polen Charzewski zu. Dieser ließ allerdings dem LSC – Mann keine Chance.
Im Freistil bis 84 kg zwischen dem Neuluckenwalder Istvan Vereb und dem Weißrussen Mahamedau wieder empörte Reaktionen im Publikum. Beim 0:0 erhält beim angeordneten Kontakt Vereb den Vorteil zugesprochen. Er bringt den Weißrussen auf den Boden, dieser erhält aber, wer weiß auch warum, zwei Punkte zugesprochen. Da hielt es Zabel und Mannschaftsleiter Schröter nicht mehr in ihrer Ecke. Obwohl solche Szenen nicht schön sind, in der 1. Liga, wo es möglicherweise um jeden einzelnen Punkt gehen kann, kann man für solche Reaktionen durchaus Verständnis aufbringen.
In Runde zwei geht Vereb in Führung, muss aber den Ausgleich hinnehmen. Jetzt war bei der 2:0 – Führung Mohamedau allerdings auch am Ende seines Energie-Potenzials angekommen. Vereb drehte den Kampf und gewann mit 3:2.
Gegen den deutschen Vizemeister Gregor Harth, der jetzt bei der Bundeswehr trainieren kann, ging Lennard Wickel als Außenseiter ins Rennen. In der 2. Runde ließ der Trebbiner sein Können aufblitzen. Harth kontrollierte gekonnt das Geschehen und siegte mit 3:1 Runden.
Beim 16:22 war die Entscheidung vor dem letzten Kampf allerding gefallen. Die beiden Polen, Jakub Timm für den LSC und Mateusz Wolny boten einen taktisch geprägten Kampf. Der LSC –Mann gewann mit 3:0 und stellte den Endstand von 19:22 aus Sicht des LSC fest.
Drei Punkte Differenz, da stellt sich die Frage nach den Möglichkeiten.
Zwei Runden schenkte der Kampfrichter den Gästen (55 F und 84 F), könnte eine Meinung sein. Gäbe es nicht dieses Geschenk, hätten die Gäste zwei Punkte weniger. Da hätte es beim 20:19 nicht gereicht.
Nun kann man es drehen, will, der Sieg für die Gäste aus Bonn war an diesem Abend verdient.
„Wir wollten es so und werden die einzelnen Kämpfe beim Stützpunkt in Frankfurt und Luckenwalde auswerten und Schlussfolgerungen ziehen. Hier und da hätte ich von meinen Leute mehr Kaltschnäuzigkeit und Kampf erwartet. Mit der Leistung insgesamt bin ich zufrieden“ so Zabel nach dem Kampf.
Sein Trainerkollege Roman Myslewitz aus Bonn:“ Mit dem knappen Erfolg treten wir zufrieden die lange Heimreise an. Bei einigen meiner Sportler reicht die Kondition für die Bundesliga nicht aus. Der Sieg war ein wichtiger Erfolg auf dem Weg zu Platz Vier nach der Vorrunde.“
Bei der Aufstellung der Gäste stellt sich die Frage, wer sind nun die vier Deutschen, die in der Mannschaft stehen müssen?
Die beiden Polen Dublinowski und Wolny haben auch die deutsche Staatsbürgerschaft, der Kubaner Cantero lebt seit mehr als sechs Jahren in der BRD und zählt als Deutscher und Georg Harth ist sein vielen Jahren eingebürgert. So kommt es, das kein einziger Starter des TKSV in Deutschland geboren wurde, es aber vier Deutsche gibt. |