Dortmund – Yvonne Englich (67 kg/RSV Hansa 90 Frankfurt(O.) hat bei den Europameisterschaften in Dortmund die Bronzemedaille erkämpft. Vor etwa 1500 Zuschauern überraschte die Wahlfrankfurterin im 'Kleinen Finale' um Bronze ihre Kontrahentin Aurora Fajardo Prieto (ESP) mit einem Beinangriff und drückte die Spanierin in der 2. Runde des Kampfes auf beide Schultern.
Yvonne Englich trat eine Gewichtsklasse höher an als erwartet, nach den Deutschen Meisterschaften bekam im olympischen 63 kg-Limit die frischgebackene Meisterin Aline Focken (KSV Krefeld) das Vertrauen des Frauen-Bundestrainers Jörg Helmdach. Doch Aline Focken (63 kg/KSV Krefeld) spielten die Nerven einen Streich, die Junioren-Europameisterin des Vorjahres schied gleich mit einer Auftaktniederlage, die sie sich gegen Mihaela Panait (Rumänien) einfing, aus dem Titelrennen aus. "Ich stand heute neben meinen Ringerschuhen, war mit dem Kopf nicht auf der Matte", so die Ringerin aus Krefeld.
Yvonne Englich holte sich nach einem DRB-internen Ausscheidungskampf die Fahrkarte in der Gewichtsklasse bis 67 kg und hatte gar die Chance in Dortmund noch weiter- als 'nur' ins kleine Finale um Bronze zu kommen.
Yvonne Englich ließ sich schon beim Auftaktkampf nicht durch die vielen Kameras, Reporter und Fotografen beirren; ihr konzentrierter Blick, auf dem langen Weg durch die Westfalenhalle, vier Stufen hinauf auf die Matte, die etwa einen Meter über dem Boden auf einem erhöhten Untergrund ausgelegt wurde verhieß höchste Konzentration. Ähnlich wie beim Boxen waren die Scheinwerfer auf die Matte gerichtet, Fernsehkameras folgen den Athleten, ebenso wie Trainer, Physiotherapeuten und Ärzte. Jubel brandet auf als Yvonne Englich die Matte betrat, wussten doch viele Insider im weiten Rund der riesigen Westfalenhalle; gegen die Russin Darima Sanzheyeva wird es schwer, sehr schwer.
Gleich mit dem Anpfiff überraschte die Russin mit einem Blitzangriff und hatte Yvonne Englich fast auf beide Schultern gedrückt, doch die DRB-Ringerin befreite sich aus der gefährlichen Situation. Wenig später dann umgekehrt, Yvonne Englich griff an drückte die Russin auf beide Schultern. Unbeschreiblicher Jubel, Yvonne Englich schrie ihre Erleichterung hinaus, die beiden Kinder Noah (7) und Lotta (5) schwenkten Deutschlandfahnen. Die Familie Englich und einige Fans hatten T-Shirts an, auf denen die Köpfe von Yvonne und Mirko Englich abgebildet sind, die stolz getragen wurden.
Die Sensation der Europameisterschaft bahnte sich an, sollte ausgerechnet Yvonne Englich bei ihrem 'Fast-Heimauftritt' um den Europameistertitel kämpfen ? Sie schaffte es nicht, denn im Halbfinale unterlag Yvonne Englich, die 2008 ihrem Mann mit Kind und Kegel von Witten ins Leistungszentrum nach Frankfurt(Oder) gefolgt war, Alina Makhynia (Ukraine) recht unglücklich. Damit stand die Ukrainerin im Finale, Yvonne Englich dagegen im Kampf um Bronze. Gegen Aurora Fajardo Prieto lag Yvonne Englich zunächst zurück, doch dann konterte die DRB-Ringerin und brachte die Spanierin mit einem Halbnelson in die gefährliche Lage, was ihr zwei Punkte und den Rundengewinn einbrachte. Nach einigem Abtasten im Durchgang zwei packte die Frankfurterin zu, mit einem Beinangriff stellte sie ihre Kontrahentin in die Ringerbrücke und drückte sie wenig später auf beide Schultern.
Yvonne Englich war die einzige Ringerin des Deutschen Ringer- Bundes, die noch in den Medaillenkampf eingreifen konnte, denn Aline Focken (63 kg/KSV Krefeld) und auch die WM-Dritte von 2007, Maria Müller (SV Lok Altenburg) waren bereits ausgeschieden. Dabei hatte vor allem Maria Müller ein gutes Los erwischt und hätte sich durchaus bis auf die Medaillenränge kämpfen können. "Irgendwie ging heute gar nichts, ich kenne diese Gegnerin und weiß auch das ich hier eine gute Chance verpasst habe", ärgerte sich die Altenburgerin mit tränenerstickter Stimme, nach ihrem Auftaktsieg über die Ungarin Kitti Godo, sowie zweier Niederlagen gegen Wasilissa Marzaliuk (Weißrussland) im Viertelfinale und Agnieszka Wieszczek (Polen) im Hoffnungsrundenduell.
Doch auch mit EM-Bronze durch Yvonne Englich war Bundestrainer Jörg Helmdach nicht ganz zufrieden.. „Es hätte auch das Finale sein können“, ärgerte sich Bundestrainer Jörg Helmdach über die Niederlage im Halbfinale, freute sich jedoch letztendlich, dass das Minimalziel, eine Bronzemedaille, bei den Frauen erreicht wurde.
Das Limit bis 59 kg ließ Bundestrainer Jörg Helmdach unbesetzt, doch insgesamt gibt es laut Helmdach bei den Frauen Gesprächsbedarf, denn nicht alle erfüllten die gestellten Erwartungen. Vor allem die Verletzung von Alexandra Engelhardt (51 kg/KSG Ludwigshafen) bedauerte der Bundestrainer, denn auch die EM-Bronzemedaillengewinnerin des Vorjahres hatte erneut Chancen auf Edelmetall-, wenn nicht gar auf den Titel. "Alexandra Engelhardt wurde eingehend untersucht, es wurden keine schwerwiegenden Schäden an der Schulter festgestellt", hofft er, dass die Ringerin bald ins Team zurückkehren kann.
Am Wochenende sind es die Griechisch-Römisch-Spezialisten, die um die verbliebenen 7 EM-Titel kämpfen. Im deutschen Team stehen mit Marcus Thätner (66 kg), Mirko Englich (96 kg), Nico Schmidt (120 kg/alle RSV Hansa 90 Frankfurt/O.), sowie Jan Fischer (84 kg/KSV Köllerbach) Athleten, die mit Medaillenambitionen an den Start gehen. Der Unterstützung von den Zuschauerrängen dürfen die 'Grecos' gewiss sein, denn es haben sich Ringkampffans aus ganz Deutschland zu den EM-Kämpfen am Wochenende angemeldet, für beste Ringkampfstimmung dürfte somit gesorgt sein.
Ergebnisse Frauen
Gewichtsklasse 59 kg
1. Julia Ratkewich (Aserbaidschan)
2. Georgina Paic (Rumänien)
3. Olga Butkewysch (Großbritannien)
3. Ganna Wasylenko (Ukraine)
5. Gabriella Sleisz (Ungarn)
5. Adeline Vescan (Frankreich)
In dieser Gewichtsklasse war keine deutsche Ringerin am Start.
Gewichtsklasse 63 kg
1. Julia Ostapchuk (Ukraine)
2. Taybe Yusein (Bulgarien)
3. Inna Trazhukowa (Russland)
3. Olesya Zamula (Aserbaidschan)
5. Marianna Sastin (Ungarn)
5. laura Skujina (Lettland)
*
18. Aline Focken (Deutschland/KSV Krefeld)
Gewichtsklasse 67 kg
1. Nadya Sementsowa (Aserbaidschan)
2. Alina Makhynia (Ukraine)
3. Yvonne Englich (Deutschland/RSV Hansa 90 Frankfurt/O.)
3. Hanna Sawenia (Weißrussland)
5. Aurora Fajardo Prieto (Spanien)
5. Burcu Orskaya (Türkei)
Gewichtsklasse 72 kg
1. Kateryna Burmistrowa (Ukraine)
2. Wasilisa Marzaliuk (Weißrussland)
3. Stanka Zlatewa Hristowa (Bulgarien)
3. Agnieszka Wieszczek (Polen)
5. Cinthya Wescan (Frankreich)
5. Kristine Odrina (Lettland)
*
7. Maria Müller (Deutschland/SV Lok Altenburg) |