Nach aufregenden Monaten vor den Start in die neue Meisterschaftsrunde der Ringer, mit der Umstrukturierung
der 1. Bundesliga von drei- in zwei Staffeln, erfolgte Ende August der Start in die Saison 2009/2010.
Nach der WM-Pause Ende September, bewegt sich die höchste, deutsche Kampfklasse derzeit in einer besonders
heißen Phase. In beiden Erstligastaffeln gibt es spannende Begegnungen, dramatische Kampfverläufe um
die Play-Off-Teilnahme, aber auch gegen das Abstiegsgespennst. Doch auch am Mattenrand geht es heiß her,
Diskussionen um Stukturen, Regeländerungen, Ausländereinsatz, aber auch um den Status der Kämpfer branden
immer wieder auf. Unser Mitarbeiter Jörg Richter sprach kurz vor Ende der Hinrunde mit dem DRB-Vizepräsidenten
für Bundesligaangelegenheiten, Karl Rothmer (Darmstadt).
Verlief die bisherige Meisterschaft trotz WM-Pause reibungslos, oder haben besonders die Erstligavereine
noch auf die kurzfristigen Strukturänderungen reagiert?
Karl Rothmer: „Nach den doch heftigen Turbulenzen vor der Saison, gab es seit dem Saisonstart bis Heute keinerlei
Reaktionen mehr auf die Veränderungen.
Nach aktuellem Stand wird die Struktur aus meiner Sicht so bleiben und wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit
auch in der nächsten Saison mit diesem Konzept an den Start gehen“.
4 Staffeln-, 3-, 2 . ist nun das Ende der Fahnenstange erreicht, oder wird es wieder eine eingleisige,
1. Bundesliga geben?
Karl Rothmer: „Wie bereits erwähnt erwarte ich keine Veränderung und wird von mir
auch zur Zeit nicht geplant".
Fast jährlich gibt es Regeländerungen, Strukturänderungen der Ligen, auch das Regelwerk bei Bundesligakämpfen
weicht von den internationalen Reglement ab, warum werfen die Ringer alle paar Jahre ihre Systeme über
den Haufen und überraschen Sportler, Trainer und Fans mit Neuerungen?
Karl Rothmer: „Das ist nicht so einfach zu beantworten, die Durchführung von Mannschaftskämpfen wie sie
in Deutschland praktiziert werden, ist einzigartig, einige Nachbarländer versuchen seit Jahren das System
zu kopieren, doch so richtig hinbekommen hat es bisher niemand. Mit dem Ligensystem und seinen Besonderheiten
sind wir aber ein Stück vom Weltverband FILA und ihren Regeln entfernt. Doch das deutsche Publikum ist
an die Mannschaftskämpfe sehr gewöhnt und hat hier auch einen, nicht unerheblichen Anspruch darauf, einbezogen
zu werden. Doch wir müssen uns ständig anpassen, da sich die FILA–Regeln ändern und wir dann entsprechend
zur Angleichung des Reglement's verpflichtet sind“.
Wie würde aus Sicht des DRB das ideale Ligensystem aussehen? Kommt eine Ausgliederung der 1. Bundesliga
in eine Betriebsgesellschaft GmbH für den DRB in Frage?
Karl Rothmer: „Dieses Thema wird immer wieder
diskutiert, aus meiner Sicht- und auch aus Sicht des aktuellen Vorstandes ist dies zu Zeit kein Thema.
Wir haben nicht genügend professionelle Vereine dafür, es sind immer nur 2 bis 4 Vereine die dazu in
der Lage wären und auch nur dann, wenn deren Vereinsvorstände ebenso professionell besetzt sind, wie
die Mannschaften selbst“.
Bis zuletzt gab es heftige Diskussionen um die Einstufung der Bundesligaringer als Amateure, Selbstständige,
oder Angestellte, hat sich die Debatte beruhigt, oder schwehlt das Problem noch immer?
Karl Rothmer: „Bei den als 'Selbstständige' gemeldeten Ringer hat sich die die Situation mit den aktuellen
Vorgaben bei der Lizenzerteilung erstmal beruhigt, die Vereine müssen jetzt mit der Deutschen Renten-
Versicherung die rechtliche Situation selbst klären und erledigen. Auch bei den Arbeitnehmerauflagen
für die Athleten sind wir auf dem richtigen Weg. Bei der Flut der Amateure, die insbesondere in den 1.
Ligen gemeldet werden, sind wir sehr unzufrieden und suchen eigentlich fieberhaft nach einer weiteren
Idee, wie wir die Vereine vor späteren Kontrollen und Niedergängen zu schützen. Den Vereinsvorständen
ist immer noch nicht ausreichen bewusst, auf welch dünnem Eis sie sich bewegen. Der DRB weist zwar ständig-
und bei jeder Gelegenheit auf die Gefahren hin, die bei falschen Angaben- und Einstufungen der Athleten
drohen, es reicht aber noch nicht aus, die Anzahl der gemeldeten Amateure ist in den 1. Bundesligen deutlich
zu hoch“.
Der Anteil ausländischer Gaststarter wurde in den vergangenen beiden Jahren durch Selbstbeschränkung
der Vereine eingeschränkt, wie weit soll - und kann die Selbstbeschränkung weiter vorangetrieben werden?
Karl Rothmer: „Nach dem eigentlich verheerenden Bosman-Urteil vor einigen Jahren, bewegt sich zur Zeit
etwas in der EU und zwar wieder in die andere Richtung, auch andere Verbände versuchen mit neuen Ideen
den Nachwuchs stärker in die Ligenbetriebe zu integrieren. Wir werden das sehr genau beobachten und jede
Chance nutzen, hier aktiv zu werden. Für eine noch höhere Quote an deutschen Ringern in den Mannschaften
muss dann aber auch das aktuelle Ligensystem wieder in Frage gestellt werden, heißt für mich: mehr Deutsche
in der Bundesliga, weniger Vereine, da es nicht genügend deutsche Ringer mit guter Qualität gibt. Doch
gerade diese sportliche Qualität können wir aber auch nicht vernachlässigen, weder für unsere eigenen
Kadersportler, noch für das Publikum. Die üblichen Stammtischparolen mit der Forderung nach mehr deutschen
Ringern, bringen uns da nicht wirklich weiter, da muss in den Vereinen hart gearbeitet werden, davon
könnten in der Folge auch unsere Auswahlteams profitieren“. |