Sonntag, 24.02.08
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Großer Ringkampfsport in der Fläminghalle
Der LSC gewinnt den Heimkampf, Köllerbach behält den Titel

Im Freistil bis 66 kg spulte Serafim Barzakow sein Programm gegen Ismail Redzhep einem Uhrwerk gleich ab und siegte mit 11:9 Punkten.

Im Freistil bis 66 kg spulte Serafim Barzakow sein Programm gegen Ismail Redzhep einem Uhrwerk gleich ab und siegte mit 11:9 Punkten.

Luckenwalde. Es gab im Lager des LSC vor dem Finalkampf gegen den Titelverteidiger gedämpfte Hoffnung auf ein mögliches Wunder. Der LSC hätte, wenn alles stimmte, den 10 – Punkte - Rückstand aus dem Kampf beim KSV – Köllerbach aufholen können. Die Betonung liegt allerdings auf „wenn alles stimmte“. Vor einer prächtigen Kulisse mit den Trommlern der Musikschule und den Solisten Nicole Lehmann und Sebastian Schenk, den Mädchen von Girls – Atac, einer sehr feierfreudigen Fangemeinde aus dem Saarland und zahlreichen Prominenten aus Politik und Wirtschaft hätte die Aufholjagd gestartet werden können. Beim ersten Kampf setzte es aber gleich einen wuchtigen Dämpfer für die Titeleroberung. Auf der Rechnung von Erik Hahn stand ein deutlicher Sieg von Dennis Nowka gegen den Dritten der polnischen Juniorenmeisterschaft Daniel Skulski. Nowka, nicht ganz fit und nach dem Gewichtmachen ermattet, machte auf der Matte einen bedauernswerten Eindruck. Der junge Pole erkannte schnell seine Chance und punktete den Luckenwalder nach Strich und Faden aus. Statt einer 3:0 – Führung gab es einen 0:4 – Rückstand.



„Wenn Graf, dann …“. Dabei blieb es allerdings. Gegen Dimitar Kumchev reichte es für die „Katze aus Taucha“ nicht mal zum Rundengewinn. 0:7 nach zwei Kämpfen. Ein erneutes Debakel drohte über den LSC hereinzubrechen. Als dann auch noch beim Freistilkampf bis 60 kg durch den manchmal unglücklich agierenden Mattenleiter Antonio Silvestri dem Köllerbacher „Ringerwunder“ Vladimir Togusov eine Runde geschenkt wurde, stand sogar ein LSC – Sieg in Frage. Radoslaw Velikov verarbeitete dieses Geschenk, er fasste zweimal beim Zwiegriff vor dem Anpfiff zu und erhielt eine Verwarnung, er siegte gegen den 41 – jährigen Ex – Europameister Togusov mit 3:1 Punkten.



Im klassischen Stil bis 96 kg musste sich Marek Svec gegen den Bulgaren Vladislav Metodiev nicht voll ausgeben und siegte mit 3:0. Dabei sorgte er mit spektakulären Aktionen in der dritten Runde für Stimmung im Saal. Zwischen Eusebiu Diaconu und Jurij Kohl gab es an diesem Abend die bereits vierte Begegnung. Dreimal ging der Köllerbacher als Sieger von der Matte. Grund war immer die aggressivere Kampfgestaltung von Kohl. Diaconu marschierte diesmal vorwärts, erhielt in der ersten Runde den Vorteil, als Obermann die Bodenrunde einzuleiten und führte mit 1:0. Das deutete sich so in der zweiten Runde wieder an. Eine Aktion am Mattenrand wurde mit einer Verwarnung für Diaconu und einem Punkt für Kohl gewertet. Mattenleiter Silvestri erkannte beim Rumänen eine Mattenflucht. Diesmal verkraftete Diaconu diese Fehleinschätzung besser als beim Hinkampf, behielt den Kopf oben und siegte mit 3:1. Nach fünf Kämpfen stand es 9:9.



Im Freistil bis 84 kg sah es im Kampf der beiden Finalisten der bulgarischen Meisterschaft Mihail Ganev vom LSC und Arkadie Tzopa zunächst nach einem Sieg des Routiniers Tzopa aus. Er führte bereits mit 2:0. Dann aber das Aufbegehren beim Juniorenweltmeister Ganev. Er kippte den Kampf und ging als 3:2 – Sieger von der Matte. Im Freistil bis 66 kg gab es wieder ein rein bulgarisches Duell. Serafim Barzakow kämpfte gegen den Junioreneuropameister und Juniorenvizeweltmeister Ismail Redzhep. Barzakow spult seine Kämpfe einem Uhrwerk gleich ab. Er beschäftigt seinen Gegner ständig, Angriffe wehrt er mühelos ab und nutzt die sich bietenden Chancen schonungslos aus. 3:0 in der ersten Runde. Als Redzhep in Runde zwei mit 1:0 in Führung ging, schaute „Finka“, wie seine Freunde Barzakow nennen, kurz auf die Uhr, machte ruhig weiter und glich vor dem Rundenende zum 1:1 aus. In der dritten Runde drehte er richtig auf und schickte seinen Landsmann mit 7:0 in dessen Ecke. Das 11:1 nach Punkten brachten dem LSC einen 3:0 – Sieg. Luckenwalde führte mit 15:11.



Im klassischen Stil bis 84 kg hatte Mark O. Madsen gegen den Vizeeuropameister Jan Fischer in Völklingen beim 1:3 keine Chance. Diesmal sollte es der Pole Artur Michalkiewicz, Europameister von 2006, richten. Fischer, der sich seiner Mittel im Bodenkampf sehr sicher ist, drehte den Polen in Runde Eins durch. Am Ende hieß es auch gegen Michalkiewicz 3:1 für den Köllerbacher. Noch führte der LSC mit 16:14. Der Titel war weg, der Sieg sollte aber unbedingt in Luckenwalde bleiben. Im klassischen Stil bis 74 kg wieder die Paarung der Paarungen. Auf der Matte standen die Finalisten der Weltmeisterschaft von 2003 Alexej Gloushkov und Konstantin Schneider. Dass der Kampf nicht über die Zeit gehen würde, ahnte keiner. Ein knapper Sieg des Moskauers war eingeplant. Nach einer Aktion in Runde Eins führte Gloushkov mit 3:2 Punkten. Schneider musste als erster in die Bodenlage. Im Tumult und dem Lärm der Halle griff Gloushkov vor dem Silvestri – Pfiff zu. Der Mattenleiter gab dafür dem Köllerbacher den Punkt. Gloushkov fand schnell die Antwort. Er griff vehement an, packte seinen Gegner, krachte ihn auf die Matte und zwang ihn auf die Schultern. Mit diesem 4:0 führte der LSC 20:14. Der Sieg war dem LSC sicher.



„Hätte Felix Menzel im Freistilkampf der klasse bis 74 kg einen ähnlich gute Leistung vollbracht wie Gloushkov, dann hätte es für den LSC noch gereicht“ tönte es auf Antennen Brandenburg nach dem Kampf. Felix Menzel brachte eine sehr gute Leistung und seinen Gegner Andrij Shuyyka zur Verzweiflung. Menzel kam über die Zeit, holte in der dritten Runde sogar einen Punkt, verlor aber mit 0:3.



Nach dem 20:17 – Erfolg musste man nüchtern feststellen, der Titelgewinn war nicht gelungen. Die 1600 – Zuschauer hatten einen tollen Abend erlebt. Schlussfolgerungen, hoffentlich nicht übereilte, wird es beim LSC geben. In diesen beiden Kämpfen der Finalisten setzte sich letztendlich die geschlossener auftretende Mannschaft durch. Der LSC scheiterte auch an der Schwäche seiner „Deutschabteilung“. An diesem Abend hinterließen Nowka, Graf und Menzel ein 0:10, beim Hinkampf war es ein 3:8.
Nach der Siegerehrung kam bisschen Freude beim LSC auf. Die Mannschaft stand das vierte Mal in Folge im Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft, eroberte einmal den Titel und wurde dreimal Vizemeister. Diese Einschätzung ist ein Trostpflaster, mehr aber auch nicht. (MJ)


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